Sichere und effiziente Verkehrsverbindung dank Topcon-Technologie
La Réunion: Bau einer Straße im Indischen Ozean

Die Insel La Réunion, zwischen Madagaskar und Mauritius im Indischen Ozean gelegen, gehört als Übersee-Department zum französischen Staatsgebiet. Auf der dicht besiedelten, 2.512 km² großen Insel leben 866.506 Einwohner, rund ein Viertel davon in Saint-Denis, dem Hauptort der Insel. Im Süden des Eilands ragt einer der aktivsten Vulkane der Welt 2276 m hoch in den Himmel, Piton de la Fournaise, und formt dabei eine einzigartige Landschaft, die seit 2010 zum Weltnaturerbe der Unesco zählt. Die extreme Witterung, die hohe Bevölkerungsdichte und abrupte Landschaftsumbrüche erschweren den Ausbau der Infrastruktur auf der Trauminsel.
Verbindung des Hauptortes mit La Possession
Die ursprüngliche Küstenstraße RN1, die seit langem die beiden wichtigsten Orte der Insel, Saint-Denis und La Possession, miteinander verbindet, ist zwischen der Ozean-Brandung und einem Klippen-Saum eingeklemmt. Das macht die Verkehrsverbindung störanfällig für Steinschlag und heftige Regenfälle. Auch beim häufig auftretenden Hochwasser ist die Straße unpassierbar. Der Verkehr zwischen den Hauptorten war zuletzt an 64 Tagen im Jahr unterbrochen. Dies hatte unmittelbare Auswirkungen auf den Handel, der zu 60 Prozent vom Verkehr abhängt, der über die Route du Littoral, einem Teil der RN1, rollt.
Nun wollen die Behörden von La Réunion bis 2020 eine schnellere und sicherere Küstenstraße bauen, die das Reisen erleichtern und eine zuverlässige und komfortable Verkehrsverbindung gewährleisten soll. Aufgrund der technischen Komplexität des Projekts und der natürlichen Gefahren wurde die Topcon Positioning Group als Partner zur Unterstützung bei der Ausführung dieses wichtigen Verkehrsprojektes ausgewählt.
Der Bau der Straße
Die neue, 12,6 km lange Küstenstraße Nouvelle Route du Littoral (NRL) soll laut Schätzung 1,66 Mrd. Euro kosten. 80 bis 300 Meter sollen zwischen Neubaustraße und Küstenlinie liegen, um wenigstens einige der natürlichen Gefahrenrisiken zu reduzieren. Die Straße wird laut Planung aus drei Hauptabschnitten bestehen – aus einem 5,4 km langer Küstenviadukt und zwei Dämmen.
Der Viadukt wird entlang der Küste von Saint-Denis bis La Grande Chaloupe von VINCI Construction, Dodin Campenon Bernard, Bouygues Travaux Publics und Demathieu & Bard gebaut. Mit 5,4 km ist es der längste Viadukt seiner Art auf französischem Staatsgebiet. Mit einer Breite von fast 30 m verfügt die Verbindung über jeweils drei Fahrspuren auf beiden Richtungsfahrbahnen. Eine zusätzliche Spur für den öffentlichen Personenverkehr ist ebenfalls vorgesehen.
Aufgrund der ungeschützten Lage im offenen Ozean sind die Wege und Straßen der Insel einer besonders rauen Witterung ausgesetzt, selbst Zyklone und Hochwasser treten regelmäßig auf. Auch die schwankenden geotechnischen Bedingungen belasten die Verkehrswege. Daher ist für die küstennahe Überführung ein gesonderter Schutz notwendig. Der Viadukt ist für eine Lebensdauer von 100 Jahren ausgelegt und hält außergewöhnlichen Erschütterungen stand, einschließlich der Kollision mit einem Schiff. Außerdem liegt der Brückenüberbau 13 bis 22 Meter über dem Meeresspiegel und damit außerhalb der Reichweite selbst der höchsten Wellen.
Der 3,6 km lange Damm zwischen La Grande Chaloupe und La Possession wird drei Spuren in beide Fahrtrichtungen aufweisen, während der Verkehrsknotenpunkt La Possession den anderen Teil der neuen Verbindungsstraße bildet. Ein von der Colas-Tochter GTOI geführtes Konsortium, dem auch die VINCI-Tochter BTPC sowie VINCI Construction Terrassement angehören, erschließt den Damm.
Unterstützung durch Topcon
Topcon-Technologien werden in verschiedenen Phasen des Projekts eingesetzt, einschließlich der Erdbewegung, der Positionierung von Tetrapoden und der Einbettung des Viadukts. Das Baustellenmanagement-System Sitelink3D Enterprise verwaltet alle Schritte digital. Sitelink3D Enterprise bietet einen direkten Zugriff auf allegesteuerten Maschinen und Vermessungsinstrumente der Baustelle. Durch das zentrale Datenmanagement werden Kommunikationsfehler eliminiert und der Zeitaufwand für Hin- und Rückfahrten zum Standort reduziert.
35 Maschinen sind bei dem Projekt im Einsatz, darunter Bagger, Raupen und Grader - allesamt ausgestattet mit GPS-Empfängern von Topcon. Die Maschinensteuerung X-63 ist bei den Baggern implementiert, so dass diese sowohl unter der Wasseroberfläche als auch an steilen Hängen arbeiten können. Zudem lassen sich Überaushub und kostspieliger Materialverschleiß vermeiden. Die Maschinensteuerung X-63 verwendet 360-Grad-Neigungssensoren, um die Position der Löffel zu verfolgen, während die GPS-Technologie genaue Informationen zum Standort des Baggers liefert.
Die 3D-MC²-Technologie unterstützt alle Planierraupen dabei, den Unterbau so schnell und so genau wie möglich zu modellieren. Dank der hochwertigen Arbeitsresultate mit 3D-MC² benötigen Maschinenführer für die Feinplanie selbst unter kritischen Voraussetzungen weniger Überfahrten, wodurch Zeit, Kraftstoff und Geld einspart werden.
Das C-63-Verdichtungssystem von Topcon nimmt im Straßenbau eine zentrale Rolle ein. Das System bietet eine Echtzeit-Qualitätskontrolle, indem es die Anzahl der Überfahrten, ICMV-Werte und Oberflächentemperaturen anzeigt. Beim Verdichten der Straße müssen mehrere Walzen zusammenarbeiten. Um eine präzise Verdichtung sicherzustellen, muss jeder Maschinenführer außer den eigenen Überfahrten auch die der anderen Maschinen beachten. Das C-63-System ermöglicht dies und gewährleistet damit eine stetige, genaue und effiziente Verdichtung. Sitelink3D Enterprise zeigt den Baufortschritt in Echtzeit an, bereitet die Daten auf und speichert sie für zukünftige Dokumentationen.
„Das Projekt wird von nur einem Büro aus gesteuert. Hier werden auch die Einsätze der Bau-Teams koordiniert. Die Maschinen sind mit GPS-Empfängern ausgestattet, so lassen sich alle Arbeitsschritte anhand geografischer Koordinaten erfassen“, erklärt François Verillaud, Projektleiter bei der Société Bourbonnaise de Travaux Publics (SBTPC).
Bauen im weiten Ozean
Die Einhaltung der strengen Umweltauflagen, die vor Ort gelten, gehört zu den größten Herausforderungen des Projekts, genau wie die Positionierung der Materialien im Meer. François erklärt: „Es ist sehr schwierig, die Tetrapoden zu platzieren, die den Damm gegen das Meer schützen. Denn der Indische Ozean ist nicht immer klar. Wühlt die Brandung Sand vom Meeresboden auf, ist der Ozean trübe und man muss die richtigen Positionen für die Blöcke unter Wasser erst einmal finden."
Stéphane Magné, technischer Direktor bei GTOI, fügt hinzu: „Normalerweise sieht man unter Wasser nichts, doch mit der Topcon-Ausrüstung konnten wir es doch. Mit Hilfe der Steuerung ließen sich alle Materialien an genau der richtigen Stelle im Meer platzieren. Durch die Topcon-Ausrüstung müssen wir seltener auf die kostspieligen Einsätze der Taucher-Teams zurückgreifen. Diese stellen ohnehin nicht die sicherste Methode dar, weil ein einzelner Tetrapode bis zu 32 Tonnen wiegt.
„Die georeferenzierte Positionierung unserer Ausrüstung ist gerade bei Baggern mit großer Auslage sehr nützlich. Wir verwenden das GPS-System auch bei mobilen Gittermastkranen, insbesondere bei den 300-Tonnen-Raupenkranen, um Blöcke zu positionieren, die entlang des Deichs zum Schutz angeordnet werden. Wir nutzen das System täglich. Ohne es wäre unser Bauablauf zum Stillstand gekommen.“
Wie Topcon durch Technik das Projekt verbessert hat
Gael Basseville, Vertriebsleiter für Maschinensteuerung bei Topcon Positioning France, leitete das Projekt auf La Réunion und sagt: „Was Topcon so effizient macht, ist nicht nur die Technologie, es sind die Zusammenarbeit und das Fachwissen des Teams. Der Austausch unseres Know-hows mit anderen Mitarbeitern des RNL-Projekts hat dazu beigetragen, dass sich Know-how und Arbeitsweise von Topcon auf der gesamten Insel La Réunion durchsetzen und sich dadurch Sicherheit, Genauigkeit und Produktivität erhöhen sowie Kosten sinken.“
Trotz aller Naturgefahren, dem widrigen Gelände und den strengen Umweltauflagen, hält Topcon das Projekt auf Kurs und hat die Fertigstellung im Jahr 2020 fest im Blick. Durch die Minimierung der Tauch-Team-Einsätze, die Positionierung von Tetrapoden und den Einsatz digitaler Bauabläufe hat Topcon die Produktivität über den gesamten Arbeitsablauf erhöht und die Kosten für Arbeit, Material und Zeitaufwand erheblich reduziert.
Die neue Straße wird nicht nur einen störungsfreien Verkehrsfluss ermöglichen und die öffentliche Sicherheit erhöhen. Sie wird ebenfalls die Reisezeit zwischen La Possession und Saint-Denis verkürzen und die Insel mit einer schnellen, zuverlässigen und modernen Verbindung für über 80.000 Reisende pro Tag versorgen.